Anita Hahn                 www.anitahahn.com

HÄUSER:REIGEN
Foto: Anita Hahn

im Dialog mit Arthur Schnitzler – eine Hommage

2010/2013, Beton, Porzellan, 42x42x100cm

Die Objektgruppe Häuser:Reigen ist 2013 auf Einladung der Stadtgemeinde Baden entstanden und wurde dort im Schnitzlerpark vom 16. Mai bis 24. Juni 2013 erstmals gezeigt. http://www.arthurschnitzlerpark.at
 

 

10 Häuser aus Beton sind kreisförmig auf der Rasenfläche aufgestellt. Jedes einzelne Haus steht symbolhaft für ein Paar bzw. eine der 10 Szenen des Stückes „Reigen“. In jedem Akt steht ein Liebespaar im Mittelpunkt, jedes Paar hat also ein eigenes Haus. Der Reigen beginnt mit der Dirne und dem Soldaten, Soldat und Stubenmädchen setzen fort, bis sich im letzten und 10. Akt Graf und Dirne treffen, und der Reigen, der Kreis sich schließt.

In die verschieden tiefen Ausnehmungen an der Oberseite sind Schriftplatten aus Porzellan eingelassen. Darauf lesbar sind Textfragmente, bruchstückhafte Teile der Dialoge, die im jeweiligen Haus zwischen den beiden Protagonisten stattfinden. Die Häuser sind zum Mittelpunkt ausgerichtet, so kann dem Uhrzeigersinn folgend das gesamte Theaterstück nachvollzogen werden. Innerhalb des Kreises stehend wird der Betrachter so auch zu einem teil des Reigens.
Die Uraufführung 1920 in Berlin war einer der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts.

 

10 SEQUENZEN ZU HÄUSER:REIGEN

von Brigitta Höpler

 

I. Reigen

Ein Bühnenstück in 10 Aufzügen von Arthur Schnitzler, Häuser:Reigen, eine Installation von Anita Hahn.

 

II. Kreise

Anita Hahn stellt 10 Häuser, aus Beton gegossen, in einem Kreis auf. Jedes Haus steht für ein Paar, für einen Aufzug des Reigens.

 

III. Haus

Das Wort hat eine weit zurückgehende Bedeutungsgeschichte, immer geht es um Schutz, Umhüllen, Bedecken. Das Haus bildet eine Grenze zwischen Innen und Außen. Liebespaaren fehlt es manchmal.

 

IV. Beton

Ein robustes Baumaterial, geeignet Fundamente und Häuser zu bauen. Beton wird flüssig verarbeitet und in Formen gegossen.

 

V. Porzellan

Eingelassen in die Häuser sind Porzellanplatten, mit Dialogfragmenten aus dem „Reigen“. Porzellan wird, ähnlich dem Beton, flüssig verarbeitet. Porzellan ist fein, zerbrechlich und war zu manchen Zeiten kostbarer als Gold, und im Porzellankabinett als Statussymbol zur Schau gestellt.

 

VI. Worte

In die Porzellanplatten ritzt die Künstlerin den Text, die Schrift verrieben mit Kobaltblau und dann geschliffen. Die gesproche-nen Worte – die Anfangsdialoge aus den 10 Aufzügen des Stücks – schreibt sie zu einem fortlaufenden Text.

 

VII. Dramaturgie

Das Kompositionsprinzip der Installation folgt dem Stück: 10 gleiche Häuser für 10 unterschiedliche Paare. Im Begehren und Verführen lösen sich bestehende Standesunterschiede auf. Die Häuser sehen alle gleich aus. Ebenso die Porzellanplatten, sie unterscheiden sich nur durch die Worte.

 

VIII. Installation

Ein Raumgebendes dreidimensionales Kunstwerk, auf einen bestimmten Ort oder Situation bezogen, in einer überlegten Dramaturgie angeordnet.

 

IX. Gehen

Die BetrachterInnen gehen durch die Installation, von Haus zu Haus, von einem Aufzug des Stücks zum nächsten. Sie halten inne, um die Texte zu lesen, verbinden die Worte mit eigenen Bildern und fügen das Gesehene und Gelesene zu etwas Neuem zusammen.

 

X. Zwischenraum

Dialoge, zwischen zwei Menschen. Zwischen den Zeilen lesen. Sich im Gehen zwischen den Häusern bewegen. Wahrnehmen, was zwischen mir und dem Kunstwerk geschieht. Kreise können sich schließen. Ein Reigen.